Diagnosestecker
Der EURO5-Diagnosestecker befindet sich unterhalb der Sitzbank, locker versteckt neben dem Massekabel der
Batterie. Zum Schutz ist eine Blindkappe aufgesteckt. Abweichend zu älteren Modelljahren ist die Anzahl der Steckplätze
von 4 auf 6 angewachsen. Honda bezeichnet diesen Konnektor als DLC (Data Link Connector).
Steckverbinder auf Fahrzeugseite (female):
Serie MWT von JST, MWTRB-06-1A-R, FEMALE.
Normativer Standard: ISO/DIS 19689
Der Stecker enthält 2 Leitungen für einen CAN-Bus, eine K-Line-Verbindung, eine SCS-Leitung sowie Masse und 12V.
Mit Hilfe der SCS-Leitung (Service Check Signal) können eventuelle Fehler ganz ohne spezielle
Testgeräte ausgelesen werden. Einziges benötigtes Hilfsmittel ist eine Kurzschlussbrücke. Die SCS-Leitung wird
damit nach Masse kurzgeschlossen, die Fehler werden danach über Blink-Codes im Cockpit ausgegeben.
Honda bietet hierfür einen speziellen Stecker an (070MZ-0010300, SCS, Service Check Signal short connector).
Er enthält nur eine Verbindung zwischen SCS und Masse, ein simpler Draht erfüllt daher den gleichen
Zweck. Im Bild wird als Beispiel ein vertüddelter Widerstand verwendet. Dessen Beinchen haben zufällig den passenden
Durchmesser und der Widerstandskörper fungiert als Griff und Montagehilfe.
Der passende Gegenstecker:
Serie MWT von JST, MWTPB-06-1A-R, MALE.
Den Gegenstecker findet man leicht mit dem Suchbegriff "MWTPB-06-1A-R MALE" auf den üblichen Handelsplattformen.
Der Diagnosestecker kann alternativ auch für die
Stromversorgung von Zusatzgeräten
verwendet werden.
CAN-Busse
Der CAN-Bus des Diagnosesteckers (DLC) ist mit dem ECM/PGM-FI-Steuergerät verbunden.
Weiterhin gibt es einen zweiten, internen CAN-Bus über den alle Geräte der Fahrzeugelektronik miteinander
verbunden sind. Dieser Bus ist nicht direkt kontaktierbar. Das ECM bildet die signaltechnische Brücke zwischen
beiden Bussen. Alle Diagnosenachrichten müsen zuerst durch das ECM laufen und werden dort bearbeitet.
Die Leitungen des internen CAN-Bus treffen sich in
einem Verteiler (Junction)
der sich vorne, oben auf dem Rahmen unter dem Tank befindet.
Als Ergänzung gib es noch die SCS-Leitung und die K-Line. Vermutlich aus historischen Gründen, zur Unterstützung älterer
Diagnoseadapter.
Fehler auslesen mit OBD2-Adapter
Über die Diagnoseschnittstelle ist nur ein Zugriff auf generische Fehler und Statusdaten der
Abgasreinigung bzw. des ECM/PGM-FI-Steuergeräts möglich. Diese Daten sind sehr allgemein gehalten und eigentlich nur
zur Kontrolle der korrekten Funktion der Abgasreinigung gedacht. Für alle tiefergehenden Analysen wird das
spezielle HONDA-GST (General Scan Tool) benötigt. Es ist Fachwerkstätten vorbehalten.
Die gängigen
"ELM327 Auslese-Dongle"
können als Adapter benutzt werden. Sie sind zum Aufstecken auf eine OBD2-Buchse ausgelegt und
benötigen daher zusätzlich einen Adapter der die Signale auf einen EURO5-Steckerverbinder adaptiert. Es ist
eine reine, direkte Kabelverbindung, ohne Elektronik.
Signal | EURO5-Stecker | OBD2-Stecker |
---|---|---|
Masse | (3) | [4,5] |
CAN_H | (2) | [6] |
SCS-Line | (1) | - |
K-Line | (6) | [7] |
CAN_L | (5) | [14] |
12V | (4) | [16] |
Fertig konfektionierte OBD2-EURO5-Adapter gibt es in sehr breiter Auswahl. Einige Beispiele:



Mit "ein wenig Bastelei" kann man Adapter und Kabel miteinander kombinieren, die unnötigen OBD2-Zwischenstecker eliminieren und den Aufbau drastisch verkleinern. Und bei der Gelegenheit direkt noch einen Masse-Schalter für die SCS-Leitung hinzufügen. Ein schönes Service-Tool dass man im Bordwerkzeug mitführen kann.
Als Software auf dem Smartphone hat die Car Scanner ELM OBD2 App sehr gut funktioniert. Über CAN ISO 15765 können alle abgasrelevanten Informationen und Fehler ausgelesen werden.
Auch sehr gut funktioniert hat die HUD ECU Hacker Software mit einem modifizierten ELM327-Adapter über USB/COM-Port.
Protocol: ISO 15765 (500 kbaud), 29 bit ID
Das Programm unterstützt keine direkte BLE-Verbindung. Aber BLE-Adapter werden vom Windows üblicherweise als virtuelle COM-Ports eingebunden und sind dadurch ebenfalls anwählbar und ansprechbar.
K-Line
Das K-Line wurde von Honda früher (als der Diagnosestecker noch 4-polig war) als einzige Diagnoseschnittstelle eingesetzt.
Sie verwendet ein proprietäres Übertragungsprotokoll (SAE-J2809, Honda Diagnostic Serial Data Link Protocol) und eine
untypische Initialisierung.
Genau hier liegt ein Problem der üblichen, auf einem ELM327-Design basierenden, Low-Cost OBD2-Adaptern. Ihr
K-Line-Port wird vom ELM327 kontrolliert und unterstützt prinzipiell NICHT diese speziellen Protokolle.
Die
HUD ECU Hacker Software ist, zusammen mit
einem passendem K-Line-Adapter,
prinzipiell in der Lage eine K-Line-Verbindung aufzubauen und kennt auch die "alten" Protokolle. Dieser Adapter
ermöglicht eine direkte UART-"low-level" Kontrolle und die Software kann beliebige Protokolle umsetzen.
Leider reagiert die CB1000R-Elektronik nicht auf K-Line Verbindungsversuche...
Die K-Line ist aktuell nur noch mit dem ABS und dem BCS/BCU verbunden, aber nicht mit dem PGM-FI.
Möglicherweise ist das der Grund weshalb man keine Verbindung bekommt.
Fehler-Codes
Fehler-Codes werden als DTC (Diagnostic Trouble Code) bezeichnet. Sie können von jedem der folgenden Steuergeräten erzeugt werden:
- PGM-FI, Programmed Fuel Injection (Motorsteuerung), wird alternativ auch als ECM bezeichnet
- BCS, BodyControlSystem (Beleuchtung, Blinker, Lenkertaster,..), wird alternativ auch als BodyControlUnit (BCU) bezeichnet
- ABS
Die Fehler-Codes können über verschiedene Methoden ausgelesen werden.
Fehler auslesen über das Cockpit
Die einfachste Methode zum Aulsesen von Fehlercodes ist die entsprechende Funktion im Cockpit.
- Zündung ein
- Schaltwippe nach rechts drücken und halten bis das Settings Menü erscheint
- SERVICE Menü auswählen
- Fehler werden angezeigt
Diese Anzeigemöglichkeit scheint aber sehr begrenzt zu sein. Fehler der PGM-FI werden hier nicht angezeigt. Möglicherweise ist diese Anzeige nur für BCS-Fehler?
Fehler auslesen und löschen per Blink-Code
Auslesen der Fehlercodes von PGM-FI und BCS per Blink-Code über die Fehlerlampe im Cockpit.
Der Kurzschlusstecker für den Diagnoseport wird benötigt.
- Zündung aus
- Kurzschlussbrücke stecken
- Zündung ein
- Blink-Codes notieren
Löschen der PGM-FI und BCS-Fehler:
- Zündung aus
- Kurzschlussbrücke stecken
- Zündung ein
- Kurzschlussbrücke entfernen
- Kurzschlussbrücke innerhalb von 5 Sekunden erneut stecken
- Das erfolgreiche Löschen wird durch den passenden Blink-Code signalisiert
Auslesen der Fehlercodes der ABS-Elektronik per Blink-Code über die ABS-Fehlerlampe im Cockpit:
Der Kurzschlusstecker für den Diagnoseport wird benötigt.
- Zündung aus
- Kurzschlussbrücke stecken
- Engine-Stop-Schalter auf RUN
- Zündung ein
- Die ABS-Lampe leuchtet für 2 Sekunden, danach 3,6 Sekunden aus, gefolgt vom Fehler-Blink-Code
- Die ABS-Lampe leuchtet dauerhaft falls kein Fehler hinterlegt ist
Löschen der ABS-Fehler:
- Zündung aus
- Kurzschlussbrücke stecken
- Engine-Stop-Schalter auf RUN, Handbremshebel ziehen
- Zündung ein
- Die ABS-Lampe leuchtet für 2 Sekunden
- Den Bremshebel loslassen
- Die ABS-Lampe leuchtet erneut
- Den Bremshebel ziehen
- Die ABS-Lampe geht aus
- Den Bremshebel loslassen
- Bei erfolgreicher Löschung blinkt die ABS-Lampe 2 mal und bleibt an
Fehler auslesen per Honda-Scan-Tool
Hierfür wird das spezielle HONDA-GST (General Scan Tool) benötigt. Es scheint Werkstätten vorbehalten zu sein.
Diagnosestecker sonstiges
Mit EURO5 kam die Verpflichtung dass alle abgasrelevanten Parameter per CAN auslesbar sein müssen. Deshalb
die beiden neu hinzugekommenen Kontakte. Das "alte" K-Line Signal ist weiterhin vorhanden und möglicherweise
irgendwie nutzbar.
Die Spezifikationen für EURO5 Diagnose-Verbinder sind in der
ISO 19689:2016
beschrieben.
Die Kurzschlussbrücke wird ebenfalls zum Freischalten von Funktionen im TFT-Display
(Quick Shifter und Heizgriffe) benötigt.