SS182 Cockpit
Diese Cockpit stammt (vermutlich) von der Firma
"SanSan".
Im Netz wird es häufig, für sehr kleines Geld, als "Koso Rx2n Replica" angeboten. Auf der Rückseite ist
die Bezeichung "SS182" eingeprägt.
Im Lieferumfang sind noch ein Anschlusskabel und ein Tachogeber enthalten.
Um es einzusetzen muss man allerdings experimentierfreudig sein! Es ist ein klassisches, billiges Fake-Produkt.
Die "Anleitung" ist einfach nur schlecht (wenn man sie denn endlich im Netz gefunden hat) und lässt einige Fragen offen. Support
sucht man vergebens. Wie es mit der Qualität aussieht weiss auch niemand.
Wem das alles zu unsicher ist der ist mit einem KOSO-Cockpit sicherlich besser bedient.
Um Frust zu vermeiden sollte man vorab klären ob die Motorrad-Elektrik überhaupt für dieses Cockpit geeignet ist und die passenden Signale
vorhanden sind (besonders das Drehzahlsignal, siehe unten).
Trotz aller Nörgelei scheint es aber ein ganz passabler und universeller Cockpit-Ersatz für geringe Ansprüche zu sein.
Signalstecker
Die originale Anleitung ist nicht gerade übersichtlich und enthält auch kleine Fehlerchen. Deshalb hier nochmal die Belegung des Steckers.
Zumindest passt diese auf mein Exemplar. Der Hersteller scheint es aber mit den Kabelfarben nicht so genau zu nehmen. Deshalb sollte man sich
im Zweifel an der Pin-Nummerierung orientieren.
Elektrische Anschlüsse
Ganganzeige
Pins 1 .. 5 und 11. Um einen Gang einzublenden muss die entsprechende Leitung auf Masse gezogen wird. Intern werden die Signale vom
HEF4021-IC ausgewertet. Die interne Beschaltung:
Das Cockpit besitzt keine automatische Gang-ERKENNUNG! Weiteres siehe unten im Kapitel "Ganganzeige".
Tachosignal
Pin 11. 5V Rechteck. Der Eingang hat einen Pull-Up Widerstand, so dass er mit den üblicherweise serienmässig verbauten Tachogebern
funktioniert. Man muss aber darauf achten dass der Tachogeber weiterhin korrekt mit Spannung versorgt wird. Da diese Spannung häufig direkt vom
Cockpit geliefert wird ist ein kritischer Blick in den Stromlaufplan (des Motorrads) notwendig.
Falls man den mitgelieferten Tachogeber verwendet wird dieser direkt mit dem 3-poligen Stecker verbunden. In diesem Fall liefert der 5V-Augang
(Pin 6) die notwendige Versorgungsspannung, also keine sonstigen Aktionen notwendig.
(Nur zur Info: Die Bezeichung "Tacho" wird im englischen Sprachraum für das Drehzahlsignal verwendet. In der SS182-Anleitung wird für das Tachosignal
die Bezeichung "Speed" verwendet)
EFI Warnlampe
Pin 7, aktiviert die Warn-LED und kann direkt mit dem Fehler-Ausgang der ECU verbunden werden, falls vorhanden.
Wasser
Pin 8, aktiviert die Warn-LED (wenn auf Masse gelegt) und ist für einen Übertemperaturschalter gedacht.
Die Anleitung ist an dieser Stelle etwas unklar. Das Kabel hat die Anmerkung "Resisitance" (vmtl ein Schreibfehler) und in der unten verlinkten
PDF-Anleitung wird ein Wert von 10 .. 90 Ohm angegeben. Das suggeriert eine Temperaturanzeige, die es im Display aber garnicht gibt. Vielleicht ein
Überbleibsel aus einer frühen Variante?
Tank
Pin 9, kommt an einen üblichen 0..100 Ohm Tankgeber (kann auf 0 .. 500 Ohm umgeschaltet werden, sehr unüblich bei Motorrädern). Ein NTC
(nur Tank-Leer-Anzeige) funktioniert nicht.
Neutral
Pin 10, bedarf wohl kaum einer Erklärung (die Lampe leuchtet wenn auf Masse).
Sonstige
Pins 12, 13 und 16 (Blinker und Fernlicht) sind ebenso trivial und eindeutig.
Pin 6 liefert 5V Versorgungsspannung für den aktiven Tachogeber.
Masse
Pin 15, ist sehr wichtig und sollte gut und sauber angebunden sein. Im Zweifel sollte ein extra Kabel direkt zur Batterie gezogen werden.
In einigen Forums-Beiträgen wurde dies als Lösung für Probleme mit der Drehzahlanzeige empfohlen.
Drehzahl
Pin 17, 5V oder 12V Rechteck. Der Pin erwartet 1, 2 oder 4 Signale (einstellbar) pro Umdrehung der Kurbelwelle. Falls die ECU kein entsprechendes Signal liefert dann kann
man sein Glück an einer beliebigen Zündspule probieren (Primärseite bitte!). Ich hoffe die Elektronik ist in der Lage mit den dort auftretenden
Spannungsspitzen klar zu kommen, die Anleitung macht dazu leider keinerlei Angaben. Auch nicht ob eine Kondensatorzündung (CDI) zulässig ist
(die arbeitet primärseitig mit deutlich höheren Spannungen als 12V).
Die Leitung mit einem eventuell vorhandenen Kurbelwellensensor zu verbinden wird nicht funktionieren. Diese Sensoren liefern viel zuviele
Impulse, von der Signalform mal ganz abgesehen (Impulslücke für OT Erkennung).
Das Behandlung des Drehzahlsignals scheint mir der einzige relevante Schwachpunkt des Cockpits zu sein.
12V
Pin 19, 12V-Batterie-Dauerplus
Pin 20, 12V-geschaltet-über-Zündung
Achtung
Bei Pin 14 ist Vorsicht geboten! Bei meinem Exemplar ist er unbelegt. In der verlinkten PDF-Anleitung ist er als Masse für den Tachogeber angegeben,
und im "Datenblatt" als Backlight. Ja, was denn nun?
Falls das Kabel im Hauptstecker vorhanden ist sollte man auf keinen Fall die Tachobeleuchtung anschliessen! Das führt zu einem Kurzschluss!
Wenn das Kabel am Hauptstecker fehlt ist alles gut und save. In diesem Fall ist die Masse für den Tachogeber (grün) bereits im Kabelbaum mit Pin 15
(Masse, grün) verbunden. Backlight (Tachobeleuchtung) wird ignoriert.
Tankanzeige
Die Balken-Tankanzeige benötigt einen Schwimmer-Tankgeber mit 0 .. 100 Ohm. Wie bei Motorrädern üblich ist der Füllstand umgekehrt zum Widerstand,
d.h. 0 Ohm = voll, 100 Ohm = leer. Diese Zuordnung kann auch nicht über die Einstellungen verändert werden.
Die Umschaltpunkte (Spannung am Kabel und zugehöriger Widerstand wenn die Darstellung wechselt) sind wie folgt:
5 Segmente, voll: <0.75V, <16 Ohm
5 - 4 Segmente: 0.57V, 16 Ohm
4 - 3 Segmente: 1.0V, 30 Ohm
3 - 2 Segmente: 1.64V, 60 Ohm
2 - 1 Segment und Warn-LED blinkend: 2.05V, 88 Ohm
kein Segment und Warn LED leuchtet: >2.12V, >92 Ohm
Cockpit zerlegen
Achtung, nicht alle Versionen lassen sich öffnen!!
Auf der Rückseite sind zwar (6) Schrauben vorhanden, aber bei einigen Exemplare sind die beiden Gehäusehälften miteinander verklebt. Selbst
mit Heissluft und sanfter Gewalt lassen die sich nicht trennen ohne das Plastik massiv zu beschädigen.
Wenn man Glück hat, und ein unverklebtes Exemplar erwischt hat, dann sieht es so aus.
Die wichtigsten Bauteile auf der Platine:
- STM8S105C, STMicroelectronics, die Haupt-CPU
- DS1302Z, Maxim, Real-Time-Clock
- VT4275G, ?, Spannungsregler, vermutlich baugleich mit TLE4275 Infineon
- HED4021, Logik Schieberegister
- YM 1621B, YUNDU, LCD-Controller
Diese Bauteil scheint baugleich mit dem HT 1621 von HOLTEK zu sein, ein 32x4 LCD-Controller mit RAM. Wenn man diesen Baustein anzapft
sollte es möglich sein die Segemente auf dem LCD zu kontrollieren..
Habe ich versucht, aber die Clock-Frequenz ist so hoch dass mein 8MHz Atmel nicht in der Lage war die Zeichen zu dekodieren und neue
einzuschleifen :/
Bedienung und Einstellungen
Die sind in diesem PDF schön erklärt:
SS182 Mikrocontroller Forum
Das Einstellmenü wird aktiviert wenn man beide Taster drückt.
Für eine korrekte Tachoanzeige müssen der Radumfang und die Anzahl der Tachoimpulse/Umdrehung eingestellt werden.
Für die Drehzahlanzeige müssen die Anzahl der Zylinder und die Polarität so lange verändern bis alles stimmt.
Die Schaltblitzanzeige ist übrigens fest auf 10000U/min eingestellt.
Ganganzeige
In der Beschreibung wird auch eine Ganganzeige erwähnt. Diese funktioniert allerdings ganz anders als man sich das erhofft. Der Begriff
"Ganganzeige" ist wörtlich zu nehmen. Er werden die Ziffern 1 .. 6 angezeigt wenn das entsprechende Kabel auf Masse gelegt wird. Es ist kein
Mechanismus vorhanden um die Gänge zu erkennen. An "normalen" Motorrädern funktioniert die "Ganganzeige" daher nicht! Nur an Modellen
die zufällig einen kompletten Gangsensor im Getriebe verbaut haben (Suzuki?) kann man die Kabel eventuell anklemmen.
Um das zu ändern habe ich eine leicht modifizierte Mini-Ganganzeige in den Kabelbaum eingeschleift.
Die Mini-Ganganzeige wertet die Drehzahl- und Tachosignale aus, berechnet den aktuellen Gang und schaltet die entsprechende Leitung auf Masse.
In diesem Punkt ist der "China"-Tacho tatsächlich mal dem Koso-Orignal leicht überlegen, der kann keine Gänge darstellen..
Basteleien im Inneren
Die Elektronik für die Ganganzeige im Kabelbaum anzuflanschen war mir dann doch zu plump. Ich habe sie deshalb in das Cockpit eingebaut (im
Bild die linke Platine). Zum Glück war das Gehäuse nicht verklebt.
Die Schaltausgänge werden mit den 6 Spannungsteilern in der Umgebung von R76 verbunden.
Der Schaltblitz-Ausgang wird mit der LED 27 verbunden, Widerstand R108 entfällt.
5V und Masse sind am dicken Elko beim Spannungsregler zu finden (U1).
Signale auf der Platine:
Neutral: Diode D17
Drehzahl: Diode D33
Geschwindigkeit: Kondensator C41
Die zweite Platine ist ein Adapter für einen Wassertemperatursensor (von Koso). Ein spezieller Wunsch eines Kollegen für den Einsatz auf
der Rennstrecke.
Zur Anzeige im Display werden die Balken der Benzinanzeige zweckentfremdet (keine Benzinanzeige mehr). Die Platine übersetzt das Signal
vom Temperatursensor in eine passende Spannung für die Balkenanzeige.
Dummerweise ist dieser Eingang des Cockpits sehr niederohmig. Er ist für einen 100 Ohm Tanksensor ausgelegt mit einem 127 Ohm
Arbeitswiderstand (4x 510 parallel) an 5V. Diese 4 Widerstände habe ich entfernt weil es sonst sehr schwierig und aufwändig wäre die neue
Spannung einzuprägen.
Links
Im Mikrocontroller-Forum hat sich jemand die Mühe gemacht ein sehr schönes PDF mit allen wichtigen Infos zu erstellen:
SS182 Mikrocontroller Forum
Einen ausführlichen Bericht zu diesem Cockpit findet man im Scooter-Forum:
SS182 Scooter Forum
Hier ein weiterer Beitrag aus dem SVrider.Forum:
SVrider-Forum
Und noch einer aus einem CBR-Forum:
CBR-Forum