Was ist ein EXUP?
An einigen seiner Motorrad-Modelle hat Yamaha ein sogenanntes EXUP-System verbaut. Die
Buchstaben setzen sich zusammen aus EXhaust Ultimate Power valve.
Es besteht aus einer verstellbaren Klappe im Auspuff(-Sammler), einem Servo-Motor und einer Elektronik
(innerhalb der CDI). Die Klappe ist über Bowdenzüge mit dem Servo-Motor verbunden.
Durch Verdrehen kann der effektive Querschnitt im Abgasrohr und damit der Auspuff-Gegendruck verändert werden. Die Stellung der Klappe wird von
der CDI-Elektronik drehzahlabhängig gesteuert.
Andere Hersteller verwenden ähnliche Systeme, z.B.:
- Honda: HTEV (Honda Titanium Exhaust Valve)
- Suzuki: SET (Suzuki Exhaust Tuning)
Das gemessene Servo-Signal einer Yamaha FZS1000:
Der Drehwinkel der Klappe, und damit die Spannung am Servo-Poti, hängen linear zusammen. Man
erkennt dass die Klappe mit zunehmender Drehzahl immer weiter geöffnet wird. Auffällig ist der komplizierte Verlauf bei mittleren Drehzahlen.
Wozu?
Bei einen modernen 4-Takt-Motor muss man die Ansaug- und
Auslass-Vorgänge als schwingende Gas-Säulen betrachten. Für einen hohen
Wirkungsgrad sollten beide in Resonanz gebracht werden. Dies ist umso
schwieriger und kompromissbehafteter je grösser das Drehzahlband wird.
Das EXUP ist eine Möglichkeit diese Schwingungen auf der Auslass-Seite
zu beinflussen. Im Ergebnis kann man im unteren Drehzahlbereich das
Drehmoment um 12...20% anheben.
Diese Wirkung kann man bei
der FZS1000 deutlich spüren, zumindest indirekt. Bei einem Fahrversuch
mit stillgelegtem (=offenem)
Exup bemerkt man sehr deutlich den Drehmomentverlust im
unteren Drehzahlbereich. Das folgende Prüfstanddiagramm zeigt die
Unterschiede:
Bei
der neueren FZ1
(mit Einspritz-Motor) scheint es hingegen keine wesentliche
Wirkung auf die Leistungskurve zu haben,
nur
das Geräuschverhalten verändert sich
leicht. Möglicherweise
ist es
auch nicht mehr das Hauptziel von Yamaha ein möglichst breites
Drehzahlband zu erreichen. Das Exup könnte möglicherweise darauf
getrimmt worden sein die zwischenzeitlich deutlich verschärften Abgas-
und Emissions-Vorschriften in den Griff zu bekommen, oder unterstützend
zu wirken.
Weg damit!?
Das Exup generell auszubauen ist
nicht zu empfehlen, auch wenn bei den
neueren
Modellen nicht alle Gründe direkt ersichtlich sind
weshalb Yamaha das System vorgesehen hat. Nicht zuletzt auch
deshalb weil es Bestandteil der Zulassung ist. Trotzdem gibt es Fälle
in denen das Entfernen durchaus sinnvoll ist.
Viele
(zugelassene) FZ1-Nachrüst-Auspuffanlagen verzichten komplett
auf
die Exup-Mechanik. Auch ein starkes Indiz dafür dass seine Wirkung
tatsächlich zu vernachlässigen ist und trotzdem alle Zulassungen
erfüllt werden können. Den unnötigen "Ballast" kann man dann
natürlich abbauen. Als Nebeneffekt gewinnt man ein sehr
willkommenes Eckchen Stauraum.
Für die FZS1000
sind Auspuffanlagen erhältlich mit auf
Spitzenleistung
abgestimmtem Krümmer und Sammler. Auch dort wird auf das Exup
verzichtet. Zudem summieren sich alle
Exup-Komponenten zu mehreren Kilos Gesamtgewicht, der Sammler ist
dort besonders massiv ausgeführt.
FZS1000FAZER/FZ1 Exup Dummy (ExupReplacement, Exup Defeater, EXUP Eliminator, Servo Eliminator)
Wenn man nun das Exup-System stilllegen und alle Komponenten ausbauen möchte ergibt sich ein Problem. Die Elektronik (CDI) erkennt dass der Servomotor fehlt und
signalisiert einen Fehler. Bei der FZ1 soll die CDI sogar in ein Not-Programm mit verminderter Leistung schalten(?). Die
Ursache dafür ist das Positionssignal des Servo-Motors. Wenn es unplausibel ist, oder ganz fehlt, meldet die CDI einen Fehler.
Eine Lösung für das Problem ist ein sogenannter Exup Dummy.
Der Dummy bildet das Positionssignal des Stellmotors nach. Er verhält sich elektrisch genau wie der Servomotor, ist aber wesentlich kleiner und leichter.
Meine elektronische Lösung zeigen die folgenden Bilder:
Das Dummy-Modul wird an Stelle des Servo-Motors in den Kabelbaum gesteckt. Beim Entwurf habe ich darauf geachtet keine Spezialbauteile zu
verwenden. Die elektrischen Zeitkonstanten sind so ausgelegt dass die mechanische Trägheit des Servomotors nachgebildet wird. Man
ist somit immer optimal auf der Soll-Kurve die von der CDI erwartet wird. Zum Schutz vor Feuchtigkeit und Vibrationen sollte man alles noch
mit Harz vergiessen.
Die Rückmeldespannung für die CDI wird in einem grossen Kondensator zwischengespeichert und
geglättet. Der CDI ist es völlig egal ob die Regelspannung übers Poti oder einen Kondensator erzeugt wird. Die "rechts/links-Drehen"-Signale für den
Motor werden zum Auf-/Entladen des Kondensators benutzt. Die folgende Tansistorstufe dient als Buffer für die CDI.
Die Schaltung funktioniert gleichermassen an der FZS1000, der neueren FZ1 und an den R1-Modellen. An anderen Modellen, deren
EXUP nach dem gleichen Prinzip arbeitet (Servomotor mit Positions-Poti), sollte sie ebenfalls einsetzbar sein.
Historie und alternative Entwürfe
Die erste Notwendigkeit für einen Exup-Dummy hatte ich beim Vermessen der Zündkurve meiner CDI auf dem Basteltisch.
Mein erster Entwurf war geradeaus und funktionierte sehr gut und zuverlässig.
Über die Diode links oben wird der Kondensator direkt aufgeladen, beim Entladen (Diode links unten) hilft der Transistor. Der OpAmp ist
notwendig um das Signal zu buffern, der CDI-Eingang ist nicht hochohmig genug. Um einen möglichst grossen Spannungshub abzudecken kam
ein Rail-Rail-Typ zum Einsatz. Um alle Unsicherheiten auszuschliessen bekam der Kondensator noch eine Z-Diode zur Begrenzung.
Die Lade/Entladezeiten habe ich passend zu der realen Änderungsgeschwindigkeit des Servomotors eingestellt. Die Schaltung kam
danach auch bei Ralfs Motorrad zum Einsatz und funktioniert dort seit Jahren fehlerfrei.
Einige Jahre später stellte ich meine Schaltung im Forum vor. Kollege
Wolfram kaum auf die Idee dass es auch einfacher geht: Der OpAmp ist eigentlich viel zu gut für die
Aufgabe, eine einfache Transistorstufe wäre ausreichend. Die Schaltung schrumpfte dadurch zusammen und besteht nebenbei
nur noch aus gängigen Bauteilen. So entstand die oben gezeigte aktuelle Schaltung.
Kollege Wolfram modifizierte die Schaltung in eine andere Richtung und benutzte SMD-Bauteile
um möglichst klein zu werden. Als Speicherkondensator benutzte er eine SMD-Ausführung. Aufgrund der
deutlich verringerten Speicherkapazität musste er die Schaltung wesentlich hochohmiger ausgelegen. Die Empfindlichkeit gegen Feuchtigkeit und Kriechströme
nimmt dadurch zu. Als Folge muss man die Schaltung sehr gut isolieren oder vergiessen.
Auf einen weiteren, sehr einfachen Entwurf habe ich auf der folgenden Seite gefunden:
http://paulsmnr.spaces.live.com/default.aspx
http://www.locostbuilders.co.uk/viewthread.php?tid=36976
Dort
hat jemand einen R1-Motor in ein Auto(!) eingebaut. Die Schaltung war
nur als Platine abgebildet, ich hoffe der Schaltplan stimmt:
Aber es geht noch einfacher. Die folgende Schaltung soll an einer R6 funktioniert haben:
Auch hier wird wieder ein dicker Kondensator eingesetzt um die Spannung zur CDI zu glätten und zu filtern. Das Aufladen des Kondesators geschieht
über den Motor-Plus-Kontakt, das Entladen übernimmt der Eigangswiderstand der CDI und der 220 Ohm.
Die Schaltung habe ich nicht getestet. Es ist auch keinerlei Schutz gegen Überspannungen vorhanden, wobei die CDI eigentlich auch so robust genug
sein sollte.
Ein Entwurf mit einem gänzlich anderen Ansatz ist z.B. hier zu finden :
http://biketransplant.tripod.com/exup_replacement.htm
Es wird ein elektronisches Poti zu benutzen und über die
Servomotor-Signale gesteuert. Wolfram griff zuerst diesen Entwurf auf und entwickelte ihn zur folgenden
Schaltung.
Ihr Vorteil ist dass kein Kondensator benötigt wird und die Schaltung dadurch sehr klein gebaut werden kann. Leider können bei schnellen Änderungen Timingprobleme
auftreten die nur mit einem zusätzlichen Taktgenerator lössbar sind. Die Schaltung würde dann aber deutlich umfangreicher und der
Vorteil wäre dahin. Zudem fehlen noch jegliche Schutzmassnahmen gegen Spannungsspitzen was die Lebensdauer des IC möglicherweise
beeinträchtigt. Also keine zu empfehlende Lösung. Vielleicht ist sie aber für manche Einsatzfälle trotzdem ausreichend, die Exup-Steuerungen
sind unterschiedlich tolerant. Ausserdem finde ich das Funktionsprinzip interessant und zeigenswert.