Die Gabel
Die Gabel ist eine sogenannte UpSideDown
Version. Mittlerweile sind solche Gabeln fast schon zum
Standard
geworden, aber zu Zeiten der Pegaso waren sie absolut cool.
Das
Prinzip
verspricht theoretisch einige Vorteile. In der Realität hat man
aber bei der Pegaso nicht viel davon, Vorspannung,
Zug- und
Ruckstufe sind nicht einstellbar. Und eher mehr Ärger wegen der
dauernden Undichtigkeit. Aprilia wird nicht ohne Grund
beim Nachfolgemodel der Cube (I.E.) zurück zu einem RightSideUp Modell gegangen
sein.
Immerhin ist die Optik Klasse..
Die
Gabelfeder scheint für normalgewichtige(?) Fahrer und gemässigte
Gangart
ganz passend. Mit 2 Personen oder im "Renn-Betrieb" ist sie aber
sofort überfordert. Und wer meint sie wäre eine Enduro für den
Geländeeinsatz
der ist total im falschen Film.
Man
sollte sich übrigens davor hüten sowas mit mehr Öl (=weniger
Luftpolster) zu versuchen zu kompensieren. Das ersetzt keine passende
Feder und die Dämpfung wird miserabel.
Varianten
ML/Cube: Hersteller Marzocchi, Standrohrdurchmesser 40mm.
Unten Stahl, oben Aluminum.
GA: Kayaba, 41mm, Stahl / Stahl
MX: Marzocchi, silberne Ausführung wie ML, schwarze Ausführung soll
andere Federwege haben.
Soweit ich herausfinden konnte (mit Vorsicht zu geniesen) ist nur die
silberne Gabel der MX auch in der ML verwendbar.
Gabel undicht
Die
ständige Undichtigkeit der Gabel zieht sich seit Jahren wie ein roter
Faden durch die Foren, und auch ich bin davon betroffen. Typischerweise
passiert das sogar mehrmals im Pegaso-Leben. Scheinbar eine
klassische Fehlkonstruktion.
Ein Patentrezept um diesen
Mangel dauerhaft abzustellen habe ich bisher nicht gefunden. Vielleicht
wäre ein Umbau auf die komplette Front des Nachfolgemodells
(die
"Pegaso 650 i.e.") eine Lösung? Mal abgesehen von der geringen
Verbreitung der "i.e." und ihrer Gebrauchtteile lohnt sich das wohl nur
wenn man plant die Pegaso noch viele Jahre zu fahren.
Simmerring
Der Simmerring hat die Masse 40x52x10/10.5mm
Je
nach Geldbeutel kann man ihn von diversen Herstellern beziehen, die
unterscheiden sich teilweise im Detail-Aufbau. Welcher am besten ist
weiss ich nicht. Ich habe welche des Herstellers "ARI"
gewählt.
Weitere Namen:
SKF
MARZOCCHI
Contours
ATHENA
Pyramid
..
Der gleiche Ring wird u.a. in der Ducati Monster 900 (Marzocchi Gabel)
und Aprilia RS 125 verbaut.
Im Industrie-Handel wird man ebenfalls fündig.
Die Staubschutzkappe kann üblicherweise problemlos wiederverwendet
werden.
Gabelöl
Benötigt
werden ca 2 x 430ml. Viskosität 5W .. 20W, je
nach Gusto. Zwischenwerte der Viskosität kann man durch Mischen von 2
Sorten einstellen. 10W scheint ein guter Kompromiss zu sein.
Gabel überholen
Glücklicherweise
ist es extrem einfach die Gabel zu überholen, wohl gerade weil sie so
primitiv ist und kaum mehr kann als gut aussehen.
Es
schadet nicht vor Beginn der Arbeit die unten angegebenen Links
durchzuschauen. Jeder dokumentiert anders. Ich lasse gerne mal
Trivialitäten weg.
Also:
-
Das Vorderrad entlasten so dass es "in der Luft schwebt". Ich hatte das
Glück dass ich nur einen Wagenheber unter die Sturzbügel setzen musste.
- Schutzblech abbauen.
- Bremssattel abbauen.
- Vorderrad ausbauen.
Leider keine Bilder. Aber wer das nicht schafft sollte sich ernsthaft
überlegen ob er weiter macht..
-
Die obere Klemmung der Gabel etwas lösen und die Verschlusskappe leicht
lösen
(30mm Sechskant). Im Nachhinein ist das schwierig weil man das
Gabelrohr sonst schlecht festhalten kann.
- Die unteren Klemmen der Gabelbrücke lösen. Der Gabelholm lässt sich
dann nach unten herausziehen.
- Die Verschlusskappe entfernen
- Das Öl ausschütten.
- Die Rohre zusammenschieben bis die Feder sichtbar wird.
-
Die Feder/obere Platte herunterdrücken (geht sehr schwer) und die
beiden Sicherungs-"Halbmonde"
entnehmen. Dabei die Dämpferstange festhalten.
- Alle Innereien entnehmen. Vorsicht, alles ölig, grosse Sauerei.
-
Die Rohre trennen und den Rest vom Öl auskippen. Dabei die
Dämpferstange mehrmals bewegen um auch versteckte Mengen zu entfernen.
Weiter geht es mit dem äusseren Rohr.
- Die Staubschutzkappe entfernen. Mit einem Spachtel in den Spalt zw. Kappe und Alu und vorsichtig wegdrücken.
- Mit einem feinen Schraubenzieher den Sprengring entfernen (leider
kein Bild).
- Den Simmering mit einem groben Schraubenzieher heraushebeln.
- Unterhalb sitzt noch eine fette Distanzscheibe, die wird natürlich
weiter verwendet.
Bei mir waren in beiden Holmen unterschiedliche Typen von Simmerringe
verbaut. Naja, warum nicht ..
Wenn
man "oben" in das Rohr hineinschaut kann man einen der beiden
Gleitringe erkennen. Die graue Teflonbeschichtung muss intakt sein.
Falls zu stark abgenutzt kommen Kupferfarbene Stellen durch. Dann
sollte man dringend tauschen.
Gabel zusammenbauen
Ab
jetzt beginnt der Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge. Dabei ruhig
ordentlich Fett verwenden. Insbesondere zwischen Simmerring und
Staubschutzkappe sollte eine dickes Polster sitzen. Es bindet eventuell
eindringenden Schmutz und erhöht damit die Lebensdauer der Simmerringe.
Zusätzlich habe ich das
verchromte Tauchrohr mit 1200er Schmirgelpapier
bearbeitet. Besonders im Bereich wo der Simmerring läuft. Dort bilden
sich gerne kleine Rostpickel und sonstige Grate die geglättet werden
sollten.
Das Schleifpapier um das Tauchrohr schlingen,
festhalten und das Tachrohr hin- und herdrehen. Am
Ende sieht man viele winzige "Kratzer" im Rohr. Diese
Rauhigkeit
ist gewollt. Ähnlich sah meine Fazer-Gabel nach einer
Profi-Instandsetzung
aus, und es funktionierte.
Alternativ kann man sich neue Standrohre einbauen lassen. Aber das
übersteigt dann wohl den Restwert der Karre ..
-
Den Simmering mit einem passenden Aufsatz/Rohr eintreiben bis er
aufsitzt. Geht sehr leicht. Die Endposition ist erreicht wenn die Nut
vom Sprengring komplett sichtbar ist.
- Sprengring einsetzen.
- Schaubschutzkappe aufdrücken. Ordentlich Fett reinschmieren.
- Beide Rohre sehr vorsichtig!! und gerade ineinander schieben.
Das verchrohmte Rohr hat auf halber Höhe eine Öffnung. Man kann es
daher nur Befüllen wenn die Rohre ineinander stecken.
- Öl auffüllen. Das Öl schrittweise einfüllen bis es 140mm unterhalb
der
Oberkante steht. Die Füllhöhe (=Luftpolster) ist entscheidend, nicht
die absolute Ölmenge.
Das
Handbuch ist leider nicht sehr deutlich auf welche "Oberkante" sich die
140mm beziehen. Nach meiner Meinung ist das innere Rohr
gemeint,
nicht das Ende vom Gewinde für die Verschlusskappe.
Weil:
Das Luftpolster endet unterhalb der dicken Aluscheibe. Zwischen
Aluscheibe und Verschlusskappe ist zwar auch noch Luft aber der Spalt
zwischen Aluscheibe und Rohr ist sehr klein. Die beiden Volumen sind
nur schwach verkoppelt. Wenn es anders wäre hätte ich eine Bohrung in
der Aluscheibe erwartet. Oder?
- Die Dämpferstange herausziehen. Am oberen Ende provisorisch eine
Schraube hineindrehen damit man sie besser greifen/festhalten kann. Die
Stange rutscht immer wieder langsam nach unten, daher ganz fix die
Gabelfeder und die beiden schwarzen Plastik-Spacer reinstecken.
- Obere Alu-Scheibe drauf und die Sicherungsringe sauber einlegen. Dabei
muss die Alu-Scheibe gegen die Feder gedrückt werden und gleichzeitig
die Dämpferstange festgehalten werden. Bischen tricky,
aber machbar.
- Verschlusskappe wieder drauf und der Holm ist fertig für den Einbau
am Motorrad.
- Beide Holme in den Gabelbrücken verschrauben, in gleicher Höhe.
- Das Vorderrad montieren aber die Klemmung der Vorderachse noch offen
lassen. Der rechte Holm kann auf der Achse ein wenig bewegt werden. Ein
paarmal einfedern damit er sich selbst zentriert, und/oder selbst die
Mittelstellung finden. Damit stellt man sicher dass sich beide Rohre
parallel zueinander bewegen.
- Klemmung festziehen.
- Schutzblech und Bremssattel montieren.
-Fertig.
Gabelentlüfter
Ein häufig genannter Tip ist zusätzliche Gabelentlüfter zu montieren.
Gibt's bei Ebay für kleines Geld.
Diese
Teile sitzen oben in der Verschlusskappe. Durch kurzen Druck aufs
Knöpfchen im entlasteten Zustand wird überflüssiger, ungewollter Druck
des Luftpolsters abgelassen. Das soll die Simmeringe entlasten.
Wie
sich dieser Druck aufbaut ist mir unklar. Vielleicht eine
konstruktionsbedingte Besonderheit der Gabel? Oder weil die
Gabel
durch den Motor auch heftig in Schwingungen versetzt wird? Egal, wenn's
hilft..
In die Verschlusskappe ein Loch bohren und ein
M5 Gewinde reinschneiden. Das ganze etwas aussermittig um nicht mit der
Dämpferstange zu kollidieren.
Wer's
billig haben möchte kann auch einfach eine kleine Schraube an Stelle
des Entlüfters verwenden. Einmal die Woche kurz öffnen und fertig.
Update:
Die
ersten Tage Probefahrt scheinen zu bestätigen dass die Entlüfter einen
Sinn haben. Nach jeder Fahrt hatte sich ein deutlich hörbarer Überdruck
aufgebaut.
Links
Im Internet finden sich diverse Anleitungen zur Gabelüberholung. Viele haben sich die Mühe gemacht ihre Berichte mit guten
Bildern zu unterlegen. Ich habe mich dort auch erstmal schlau gelesen.
Ein paar Beispiele:
http://schradt.net/index.php?dir=mo/peg/wartung/&file=gabel
http://www.apriliaforum.de/pegaso/26503-mal-wieder-gabeldichtringe.html
http://www.apriliaforum.com/forums/showthread.php?230230-Blue-Peg-rebuild
http://www.apriliaforum.com/forums/showthread.php?266296-Steering-Bearings-Forks-Oil