Fehlersympthome
Der Motor stottert, das Licht geht aus, Batterie ist leer.
Startet schlecht oder garnicht mehr.
Ähnlich
erging es mir bei der allerersten Fahrt. Eine halbstündige
Autobahnetappe mit kurzem Stopp. Danach hatte der Anlasser massive
Schwierigkeiten den Motor zu drehen. Und das obwohl bei gemässigter
Autobahnfahrt die Batterie perfekt geladen sein sollte.
In jedem Forum wird man sofort fündig und erhält Hinweise auf die
Ursache.
Laderegler
In der Pegaso ist eine Laderegler von Shindengen mit der
Typenbezeichnung SH532B-12 verbaut. Ein sog. Shunt-Regler mit
Thyristoren. Stand der Technik zu jener Zeit als die Pegaso entworfen
wurde. Als kleine Besonderheit besitzt dieser Regler einen extra
Eingang der
die Ladespannung an die aktuelle Last anpasst.
Problem
Gerade
dieser Trick scheint aber, besonders mit zunehmendem Alter, Probleme zu
verursachen. Wenn die alten Leitungen, Schalter und Kontakte Verlust
vorgaukeln die real nicht vorhanden sind dann "dreht der Regler auf"
und die Ladespannung überschreitet das für die Batterie gesunde Mass.
Blei-Akkus sind im allgemeinen sehr tolerant, aber irgendwann kommen
sie mit der permanenten Überladung nicht mehr zurecht. Die Flüssigkeit
verdampft langsam und der Akku stirbt.
So zumindest meine Theorie ..
Die BMW F 650 hat, als naher technischer Verwandter, mit den
gleichen Problemen zu kämpfen. Eine sehr ausführliche Zusammenfassung
und Analyse eines Ladereglers ist hier zu finden:
http://faq.f650.com/FAQs/VoltageRectifierFAQ.htm
Wenn ich den Bericht richtig interpretiere war es dort ein defektes
Bauteil dass den Ärger verursachte.
Originaler Regler
Hier die Verschaltung des originalen Reglers.
Die 3 Leitungen von der Lichtmaschine sind klar (gelb) und brauchen
keine Diskussion.
Die Leitung Ar/R (italienische Abkürzungen = orange/rot) ist die
wichtige Leitung die zur Batterie geht und den "Saft" liefert.
V/Ar
(= grün/orange) ist die sog. Sense-Leitung, der "Bösewicht". Sie wird
über das Zündschloss geschaltet. Darüber erhält der Regler sein
Aktivierungssignal und gleichzeitig seine Referenzspannung. Diese
Leitung läuft somit (mindestens) zweimal quer durch Motorrad, mit
vielen Schaltern und Kontakten auf dem Weg.
Die
letzte wichtige Leitung ist M (=braun), die Masse. Sie geht über eine
Schraube direkt auf den Rahmen. Keine schlechte Idee, ein extra Kabel
zur Batterie ist auch nicht viel besser.
Einfachste Lösung
Die Sense-Leitung des SH532B-12 (grün/orange) in der Nähe des
Reglers unterbrechen und direkt mit der Batterie-Leitung
(orange/rot) verbinden.
Winziger Nachteil ist dass der Regler dann permanent
eingeschaltet ist und sein Ruhestrom (0.4mA) die Batterie
entleert. Pro Monat sind das ca. 0.29Ah.
Wenn man sich einen maximalen Verbrauch von 1Ah als Limit setzt dann
hat man 3 Monate Zeit.
Eine Alternative wäre der SH650A-12 (verbaut in der BMW F650). Diese
Type arbeitet ebenfalls mit einem Sense-Eingang, hat aber einen
nochmals deutlich geringeren Ruhestrom. Leider passen die
Kabel nicht direkt.
Beide Lösungen sind dieser Seite entnommen:
http://www.moto65.de/wieland-regler.html
Lösung mit Relais
Die folgende Lösung stammt von einer BMW F650 Webseite. Der Ansatz
dort: Die Sense-Leitung wird über ein Relais geschaltet. Der
Regler wird dadurch nur eingeschaltet wenn der Motor läuft, benötigt
also keinen Ruhestrom.
http://faq.f650.com/FAQs/FlayingtheVRFAQ.htm
http://faq.f650.com/FAQs/Photos/ElecPhotos/BatterySaver2.gif
Auch hier wird die Sense-Leitung direkt mit der 12V-Leitung am Regler
verbunden. Pfiffig und simpel.
Allerdings wird auch dort direkt empfohlen auf einen besseren Regler zu
wechseln..
Alternative Regler
Mittlerweile
hat sich die Welt (mehrmals) weiter gedreht und es gibt "vernünftige"
Regler. Ein sehr verbreitetes Exemplar ist der FH012AA. Den findet man
für kleines Geld bei jedem Motorradteile-Höker. Mosfets an Stelle von
Thyristoren. Er wird in vielen modernen Yamahas (und nicht
nur
dort) verbaut. Für diese Modelle ist, wegen Einspritzung und
ABS,
eine saubere Stromversorgung lebenswichtig. Kann also nicht so
schlecht sein.
Ähnliche Modelle sollten ebenfalls tauglich sein (FH001AA, FH016AA,
FH020AA,
etc).
Übrigens,
das Kürzel "SH.." bezeichnet Regler mit Thyristoren, das Kürzel "FH.."
solche mit Mosfets. Da Shindengen auch immer noch Regler mit
Thyristoren anbietet scheinen die immer noch aktuell zu sein und ihre
Daseinsberechtigung zu haben.
Hier noch das Datenblatt
des FH012AA.
Neuer Regler
Der FH012AA hat insgesamt 5 Steckkontakte. Die Zuordnung ist einfach.
Das "Sense"-Signal (grün/orange) wird einfach ignoriert und
weggelassen. Verloren geht dadurch nichts, alle Verbraucher
werden
weiterhin ganz normal versorgt.
Einbau und Verkabelung
Also frisch an Werk.
Der
FH012AA kann ohne Probleme an Stelle des originalen Reglers montiert
werden. Lediglich die Befestigungsbohrungen müssen um ein paar
Millimeter angepasst werden.
Für die Beschaffung der Stecker gibt es (mindestens) 4 Alternativen:
- Das Original stammt von "Furukawa" und ist schwer zu bekommen und
teuer. Eine Bezugsquelle ist z.B.
"Eastern
Beaver" aus den USA.
-
Nächste Möglichkeit "Triumph". Auch diese Motorradmarke hat teilweise
Probleme mit Ladereglern und bietet daher freundlicherweise einen
Umrüstsatz auf FHxx Regler an. Partnumber des Kabelsatzes: T2500676.
- Den Kabelbaum einer Yahama R1 Ausschlachten (oder irgendeine andere
Marke in der ein FHxx Regler verbaut ist).
- Vierte Möglichkeit ist die Verwendung von normalen 6.3mm
Steckkontakten und etwas Schrumpfschlauch. Wenn die
Kabel sauber und kurz verlegt sind und nicht wackeln
oder vibrieren ist das okay. Unter der Sitzbank sind sie zudem
gut
gegen Regenwasser geschützt.
Da die Pegaso höchstwahrscheinlich schon
den grössten Teil ihrer Lebensdauer hinter sich hat erscheint mir diese
Lösung angemessen.
Im linken Rahmendreieck, über der Batterie, befinden sich
die Kabel die von der Lichtmaschine kommen.
Die Steckverbinder entfernen, neue Kabel anlöten (die zum
Laderegler gehen) und mit
Schrumpfschlauch isolieren. Dadurch kann man den Motor nicht mehr ohne
durchzuknipsen ausbauen, die Zusatzarbeit beim Zusammenbau wird aber in
solch einem Fall sowieso das kleinste Problem sein.
Das Gegenstück wird nicht mehr benötigt weil die Kabel neu verlegt
werden. Also Stecker abknipsen und ab
in einen Schrumpfschlauch. Kann man natürlich auch weiter verwenden,
dann muss man die Kabel aber möglicherweise am Regler anstückeln.
Dehalb direkt neu.
Das
neue (rote) 12V Kabel vom Regler wird mit dem orange/rot vom alten
Laderegler-Stecker verbunden. Grün/orange bleibt unbelegt. Die alten
Stecker bleiben einfach unbenutzt in der "Sicherungs-Nische" liegen.
Man
kann darüber streiten ob es nicht besser wäre das rote Kabel direkt bis
zur Batterie zu ziehen. Dann muss man aber auch eine weitere 20A
Sicherung einschleifen und hätte eine zusätzliche Ringöse am
Batterie-Schraubanschluss. Die möglichen Vorteile fand ich nicht
relevant und ich wollte die Veränderungen auf ein Minimum beschränken
(naja..).
Die
Masseleitung vom Regler (schwarz) wird mit einer Ringöse an der alten
Position befestigt, die Befestigungsschraube vom Sitzbankschloss. Dort
trifft es zusammen mit der blauen Masseleitung aus dem Kabelbaum.
Eine
gute Masseverbindung ist genauso wichtig wie die 12V Leitung. Deshalb
habe ich an dieser Stelle sorgfältig die Farbe vom Rahmen
gekratzt.
Auch
hier könnte man daran denken eine zusätzliche Leitung direkt zur
Batterie zu ziehen. Wenn man aber mal
die Widerständsverhältnisse
betrachtet (Rahmen gegen neue Leitung) landet man im Bereich
der esoterischen Diskussionen..
Da ich gerade beim Aufräumen
war habe ich auch noch den Stecker vom 10k Widerstand eliminiert.
Dieser
ist direkt mit der CDI verbunden und steuert die Auswahl der
Zündkennlinie. Für die US-Ausführungen wird ein 4k7 Widerstand
eingesteckt. Praktisch für die Produktion im Werk, überflüssig für
mich. Der Widerstand ist nun direkt verlötet und "verschrumpft".
Das Resultat ist ein aufgeräumter Kabelbaum im Bereich der
Batterie.
Die Batterie ist ebenfalls neu. Wenn schon, denn schon..
Es
ist eine verschlossene AGM-Batterie mit 15Ah Kapazität. Sie passt
auch besser zum neuen Regler. Die alten Typen mit Schraubverschluss
verwenden eine
leicht höhere Ladespannung, weil andere Chemie. Würde zur Not natürlich
auch gehen.
Ergebnis
Die Bordspannung mit laufendem Motor liegt jetzt bei knackigen 14.5V.
Die Temperaturerhöhung des Ladereglers ist praktisch Null. Die
Einbauposition unter der Sitzbank ist somit kein Problem.
Ziel erreicht :)
Ich denke das Thema "Stromversorgung" ist damit dauerhaft erledigt.
Links
Eine (unvollständige) Übersicht welcher Laderegler in welchem Motorrad
sitzt ist hier zu
finden.
Das
Thema "Zündung" ist nah verwandt. Deshalb hier noch ein Bericht aus dem
F650-Lager zu den Themen Zündspule, Zündkerzenstecker und CDI:
http://faq.f650.com/FAQs/PlugCapsnCoils.htm
Und noch einer:
http://www.apriliaforum.com/forums/showthread.php?265350-Spark-Plug-Cap-Mod
Dieser Tip empfiehlt den im Kerzenstecker enthaltenen Entstörwiderstand
durch ein Stückchen Bronze zu ersetzen. Ansonsten wird die Zündspannung
an den Kerzen zu knapp.
Scheint aber wohl nur für ältere oder
US-Modelle zu gelten. Bei mir war die Summe der Entstörwiderstände voll
im normalen Bereich und der Kerzenstecker war auch ein ganz andere Typ.
Also Entwarnung.