Die Heizung macht plötzlich Probleme
Eine so alte Heizung wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit bereits mal einen Fehler gebabt haben. Und eventuell sogar
weitere, versteckte Defekte mit sich herumtragen. In jedem Fall hilft eine regelmässige Wartung und Reinigung die
Zuverlässigkeit zu erhöhen. Aber die Elektronik kann ein Heizungstechniker beim Service nur auf
ganz grobe und offensichtliche Fehler überprüfen. Die Elektronik altert unweigerlich und wird irgendwann versagen, wir
haben es hier mit 30+ Jahre alter Elektromechanik zu tun..
Die folgenden Szenarien und Erklärungen sind aus meiner Perspektive beschrieben und auf meine Heizung bezogen.
In anderen Installationen können die Fehler völlig andere Ursachen haben.
Es scheint dass sich viele Fehler der Trimatik auf Defekte an den folgenden 4 Stellen zurückführen lassen:
Alle Fehlerursachen sind für einen Elektroniker prinzipiell leicht zu beheben. Man muss sich aber über die Zulässigkeit und die resultierenden Verantwortungen im Klaren sein.
Es ist auch eine ganz schlechtet Idee die Temperaturbegrenzer zu verdrehen um die "wildgewordene" Heizung auf normale Temperaturen zu zwingen. Das behebt nicht die Ursachen.
In den Foren wird häufig einfach die radikale Empfehlung gegeben die Steuerung durch eine Vitotronic 200 Typ KO2B zu ersetzen. Das wird eine gute Lösung sein wenn man eine "frische" Vitotronic verwendet und wenn der Fehler wirklich in der Steuerung sitzt. Eine Brenner-Störung (Störungslampe an) wird dadurch aber sicherlich nicht behoben. Und der Umbau ist aufwändig. Ich halte deshalb eine Reparatur für einen dem Zeitwert angemesseneren Weg. Vorab sollte man unbedingt den Feuerungsautomaten austauschen um dessen Probleme nicht fälschlicherweise der Steuerung zuzuschreiben.
Welche Fehler tauchen auf und wo steckt die Ursache? Die folgenden Kapitel versuchen die typischen Szenarien zu beschreiben und die Fehler zu analysieren. Wichtige Hinweise können auch die eingebauten Testfunktionen liefern.
Der Brenner ist okay, aber die Regelung verhält sich gelegentlich "komisch"
Dieses Fehlerbild wirkt wie ein Wackelkontakt, als ob es gelegentlich Schaltprobleme mit den Pumpen oder dem
Mischermotor gibt. Es ist eine erstes Anzeichen für die Alterung der Elektronik. Alle Leistungsschalter sind
mit Relais realisiert. Diese fallen nicht schlagartig aus sondern bekommen schleichend und immer öfter
Kontaktprobleme. Einzige Lösung ist der Austausch der Relais.
Eng damit verbunden ist das 24/30V Netzteil. Es versorgt direkt die Relais.
Ein kaputter Elko im Netzteil führt zu extremer Brummspannung und die Relais schalten nicht mehr sicher.
Der Brenner läuft "normal", aber die Temperaturen sind zu hoch und lassen sich nicht regeln
Eventuell sind auch gleichzeitig alle "Lampen aus" und die Anzeige bleibt dunkel, ein Totalausfall
der Elektronik. Der Brenner läuft trotzdem scheinbar normal. Eine Erklärung für diese bizarre Situation findet
man beim Blick auf die vereinfachte Übersicht der Verdratung und Elektronik:
Die Relais sind Öffner. Wenn in einem Fehlerfall die Elektronik keine Steuersignale schickt, oder das
Netzteil defekt ist, dann werden sie nicht angesteuert und die Kontakte bleiben geschlossen. Als Folge
werden alle Pumpen und der Brenner permanent mit der Netzspannung verbunden! Die Heizung läuft dauerhaft mit
maximaler Leistung. Als "Regelung" ist nur noch die 75°C Begrenzung des Kessels aktiv.
Zum Verifizieren kann man z.B. die Testfunktion "4" anwählen (Brenner aus, siehe weiter unten). Wenn der Brenner
trotzdem weiterläuft dann werden die Relais nicht angesteuert.
Bei einem Netzeildefekt ist entweder eine Sicherung oder der 30V-Teil rund um den Trafo
oder der 18V-Teil rings um den LM317-Spannungregler betrofen. Er versorgt direkt die Regelbox. Die folgende
Skizze hilft bei der Fehlereinkreisung:
Der gleiche Effekt tritt auf wenn die Regelbox defekt ist oder entfernt wurde.
Dieses Szenario ist sehr verwandt mit dem
"Schornsteinfegerschalter-Fehler",
nur dass dort die "Lampen" noch leuchten.
Totalausfall
Bei einem plötzlichen Totalausfall sollte man zuerst schauen welcher Teil des Ofens den Fehler verusacht.
Die Temperatursteuerung (die Trimatik) oder der Gasbrenner selbst? Deshalb zuerst ein Blick auf die
Störungslampe am Feuerungsautomat.
Die Störungslampe leuchtet
Die Störungslampe ist Teil des Feuerungsautomats und sitzt unter der orangenen Plastikkappe. Sie leuchtet
im Fehlerfall. Die Lampe ist gleichzeitig auch der Taster zum zurücksetzen des Fehler.
Dieser Fehler bedeutet dass der Feuerungsautomat den Brennvorgang unterbrochen hat. Das ist etwas ernsthaftes!
Man kann den Fehler durch Drücken des Taster quittieren und zurücksetzen und mit etwas Glück läuft alles wieder.
Das behebt aber nicht die Ursache. Es steckt immer ein wichtiger Grund dahinter und das Spiel wird sich mit
hoher Sicherheit wiederholen.
Eine kurze Liste wahrscheinlicher Fehlerursachen:
- Der Brennerstab oder die Elektroden sind verdreckt und zünden nicht mehr zuverlässig
- Die Flammenerkennung funktioniert nicht (Ionisationselektrode sitzt nicht mehr korrekt)
- Der Feuerungsautomat hat einen Defekt
- Die Gaszufuhr hat ein Problem
Man kann den Fehler aber durch Beobachten weiter eingrenzen. Beim Wiederanlaufen sollte man zuerst das "Tickern" der Zündimpulse hören. Danach das "Klacken" der Gas-Ventile und anschliessend die Zündung der Flamme. Unten am Brenner ist ein kleines Fensterchen durch das man die Flamme beobachten kann.
Der Feuerungsautomat ist für 250000 Zündungen ausgelegt (ca 10 Jahre). Und die Elektroden müssen jahrelang extreme Temperaturwechsel ertragen. Man ist sehr gut beraten beides direkt auszutauschen.
Die Störungslampe leuchtet nicht
In diesem Fall ist der Fehler "weiter oben" in der Steuerelektronik (Trimatik MC) zu suchen. Sie schickt keinen Startbefehl zum Brenner.Zuerst überprüfen ob "Strom vorhanden ist". Zeigt das LCD-Display der Schaltuhr irgendwas an? Leuchten irgendwelche LEDs? Falls nicht dann dann das Netzteil überprüfen. Im einfachsten Fall ist nur eine Sicherung durch (wobei das auch immer einen gewichtigen Grund hat..).
Die weiter unten beschriebenen Testfunktionen können nur durchgeführt werden wenn die Stromversorgung funktioniert. Bei den Tests werden die Relais und die Temperatursensoren überprüft. Man kann die Sensoren auch direkt am Steckverbinder X5 nachmessen (Ohm-Meter, Netzspannung vorher abschalten).
Eine defekte Regelbox halte ich für wenig wahrscheinlich. Sie kommt aber leider als erstes in den Fokus weil sie leicht auszutauschen ist. Der Grund dafür wird aber die Modularität sein, nicht eine hohe Ausfallrate.
Zur weiteren Fehlersuche gibt es auch noch eingebaute Testmöglichkeiten.
Testfunktionen
Zum Testen der Anlage ist in der Steuerung eine sehr rudimentäre Diagnose eingebaut. Der gewünschte Test wird am
Programmwahlschalter ausgewählt (im Bild ganz links, Ziffern 1 .. 10) und eine Sekunde abwarten. Das Ergebnis
signalisieren die beiden Leuchtdioden.
Wahlschalter | Prüfung |
---|---|
1 | Aussen- und Kesseltemperatursensor |
2 | Vorlauf- und Speichertemperatursensor |
3 | Fernbedienung |
4 | Brenner AUS |
5 | Brenner EIN |
6 | Heizkreispumpe B EIN |
7 | Heizkreispumpe A EIN |
8 | Pumpe Speicher EIN |
9 | Mischer AUF |
10 | Mischer ZU |
Bei den Sensor-Tests (Positionen 1 und 2) werden die 4 Temperatursensoren jeweils paarweise auf Kurzschluss und Leerlauf überprüft. Bei einem positiven/normalen Ergebnis bleiben die LEDs dunkel.
Bei den Relais-Tests (Positionen 4 .. 10) schickt die Regelung Strom durch die Spulen. Als optische Rückmeldung blinken beide LEDs. Es findet aber leider keine "echte" Diagnose statt. Ob der Strom ankommt, die Kontakte in Ordnung sind oder ob irgendeine Funktion ausgelösst wird kann sie nicht erkennen. Die Kontrolle ob die Pumpen anlaufen muss akustisch erfolgen.
Zum besseren Überprüfen der ganzen Schaltkette (Regelbox, ULN20024, Relais) habe ich mir ein paar 230V-Lampen an die entsprechenden Stecker montiert (zur Not tut es auch ein Phasenprüfer-Schraubenzieher den man jeweils bei "L1" einsteckt). Die Prüfpunkte 6 .. 10 sind damit abgedeckt. Der Brenner (Positionen 4 und 5) hat hier keinen Stecker, er ist direkt verdrahtet. Dort sieht und hört man das Ergebnis aber sehr eindeutig.
Auch hier nochmal der Sicherheitshinweis zum sicheren Basteln:
Bei Bedarf den Stecker "40" vorher abziehen um die Anlage spannungsfrei zu machen.
Die Belegung der Kontakte der Verdrahtungsbox:
Temperatursensoren testen
Die Kabel die aus den weissen Steckern kommen (1, 3, 5 und 2) gehen zu den Temperatursensoren. Ausklinken
und abziehen. Mit einem Ohm-Messgerät sollte zwischen den Kontakten jeweils ein Werte im Bereich 450 .. 600 Ohm zu
messen sein. Im Falle eines Fehlers ist eine Unterbrechung in einer Leitung am wahrscheinlichsten. Die Sensoren
sind simpel und robust und gehen nicht einfach mal kaputt.
Auf der Gegenseite, in der Klemmenbox, sollten jeweils 10,8V zwischen "PTC" und "GND" im Leerlauf (ohne Sensor)
zu messen sein. Dazu muss die Anlage eingeschaltet sein (und Stecker 40 gesteckt).
Wenn diese Spannungen nicht stimmen dann hat die
Stromversorgung auf der Grundleiterplatte ein massives Problem.
Ersatzteile
Bei der Ersatzteilversorgung ist besonders der Feuerungsautomat ein
Problem. Er wird nicht mehr hergestellt, kann/darf/sollte nicht repariert werden und es gibt keinen Ersatztyp.
Die Grundleiterplatte 7814 433 wird angeblich seit langer Zeit nicht mehr
produziert. Man findet sie aber trotzdem gelegentlich bei Händlern im Angebot als Neuteil.
Häufig wird sie aber als "überholtes" Gebrauchtteil angeboten. Wenn wirklich die Relais und der Elko ausgetauscht
wurden dann ist das eine gute Lösung. Auf der Leiterplatte ist sonst nichts was vorhersehbar altert.
Viessman hat
viele Modellvarianten mit identischer Grundleiterplatte
gebaut. Es ist sehr wahrscheinlich dass dabei ebenfalls viele identische sonstige Komponenten verwendet wurden. Man
kann daher diese Modelle bei der Teilesuche mit einbeziehen.
Die Relais kann man mit einigem Aufwand auch selbst austauschen.
Den Elektrolykondensator zu tauschen ist vergleichweise einfach und unkritisch.
Es gibt jede Menge gute und passende Ersatztypen.