Yamaha FJ1200 Cockpit mit Ganganzeige
(Quelle: Wikipedia)
Die FJ1200 (1986 - 1996) war der Nachfolger der FJ1100 (1984 - 1985). Die gängigsten Typenbezeichungen in Deutschland waren:
Type | Bezeichnung | Modelljahr | Leistung | Hubraum |
---|---|---|---|---|
47E | FJ 1100 | 1984 - 1985 | 125 PS | 1097 ccm |
1XJ | FJ 1200 | 1986 - 1987 | 130 PS | 1174 ccm |
3CW | FJ 1200 | 1988 - 1990 | 130 PS | 1188 ccm |
3YA | FJ 1200/ABS | 1991 - 1996 | 130 PS | 1188 ccm |
Eine umfangreiche Sammlung von Infos findet sich auch z.B. auf der Webseite von "Schleife".
Beginnend mit der FJ1200 hatte das Cockpit die folgende Optik.
Die 3YA und 47E Cockpits sind sehr ähnlich, aber nicht identisch. Die FJ1100 (47E) hatte keine Digitaluhr und keine Tasten.
Beim Upgraden einer FJ1100 sollte man den 4-poligen Stecker beachten. Im 3YA Kabelbaum liegt auf einem Pin Dauerplus für die Uhr. Beim 47E ist dort das sog. "Drehzahlbegrenzerrelais" angeschlossen. Wenn man ein 47E-Cockpit an einen 3YA-Kabelbaum ansteckt wird dieses Relais Probleme bekommen.
Eine Übersicht der verschiedenen 1200er Cockpits und ihrer Verkabelung.
Die Tachos der FJ-Reihe sind mechanisch, mit einer Tachowelle am Vorderrad. Nicht so schön wenn man eine Ganganzeige einbauen möchte. Erfreulicherweise ist im Cockpit aber bereits ein elektrischer Geber für das Tachosignal verbaut :) In den Dokumenten wird dieses Teil als "Herkon-Relais" bezeichnet. Es hat die Aufgabe den Blinker zurückzusetzen sobald sich das Motorrad bewegt. Ab 3YA scheint es entfallen zu sein, die Rücksetzfunktion ist offensichtlich auch nicht in allen Ländervarianten verbaut worden.
Es ist das Bauteil in Bildmitte, Kabelfarben schwarz und weiss/grün. Es ist ein eingeklebter Reed-Kontakt. Der drehende Magnet im Tachoinstrument liefert die Impulse.
Der Reed-Kontakt muss sehr viele Impulse pro Umdrehung liefern. Bei Höchstgeschwindigkeit erscheint mir das grenzwertig zu sein. Deshalb habe ich den Kontakt durch einen elektrischen Hall-Sensor (TLE 4905L) ersetzt.
Damit sind die Vorbereitungen für die elektrischen Signale erledigt. Weiter geht es mit dem Einbau der Elektronik und des Displays.
Das Display soll in die Scheibe der Tankuhr, an Stelle der Digitaluhr.
Die Tankuhr hat 3 Anschlussklemmen
- 12-Zündung
- Masse
- Tankgeber
Die Rückseite. Die orangenen Bereiche sind durchscheinend und hinterleuchten die Schrift auf der Vorderseite.
Der Scheibenrand ist leicht ansteigend. Die ganze Scheibe ist ein durchgehendes Plastikteil ohne Unterteilung. Wenn man die komplette Scheibe durch eine flache Alu-Scheibe ersetzt ist die Optik nicht mehr passend zu den anderen Instrumenten.
Das komplette Instrument durch ein grosses LCD zu ersetzen würde wie ein Fremdkörper wirken. Aber ein kleines Display an Stelle der Uhr ist eine schöne Lösung. Es muss nur das Fenster vergrössert werden, die originale Tankuhr und Optik bleibt erhalten.
Auf der Unterseite (wo das LCD platziert werden soll) ist das Drehwerk für die Tankanzeige im Weg. Nur mit einem sehr flachen Display kommt man weit genug nach "Süden". Das reicht aber noch nicht. Zusätzlich muss einer der Kontaktpins des Drehwerks abgeschliffen werden (im Bild rechts). Der Draht wird anschliessend wieder angelötet.
Das Papier (28.0x 20.0mm) hat genau die Abmessungen der notwendigen Ausfräsung.
Das Fräsen des Fensters ist keine einfache oder schnelle Sache und erfordert saubere Vorbereitung. Die Frontplatte muss stabil montiert und sauber ausgerichtet werden. Natürlich auf einer robusten und genauen CNC-Maschine mit frischen Fräsern. Man hat nur einen Versuch ..
Das Ergebnis wird entsprechend perfekt :)
Die alte Uhr entfällt, an ihre Position kommt die neue Elektronikplatine. Die beiden Taste werden weiter verwendet.
Der Platz ist relativ beschränkt und die Platine benötigte eine spezielle Kontur. Die Pappe ist ein Dummy zum Bestimmen der Abmessungen und Koordinaten.
Ein erster Layout-Entwurf.
Und hier die realisierte Platine. Die vorhandenen Fixierungs- und Befestigungspositionen werden weiter genutzt. Die Platine sitzt etwas schief weil die Originalinstrumente leicht zueinander gekippt angeordnet sind.
Auf der Unterseite sitzt das Echtzeituhr-Modul mit seiner Backup-Batterie.
Das Display ist ein DEM128064P mit 128x64 Pixel und weisser Beleuchtung. Es ist der beste Kompromiss aus Baugrösse, optischer Qualität und Verfügbarkeit. Ein Beispielbild mit 8x8 Pixel Schachbrettmuster.
Die Montage im Cockpit und der erste Testlauf.
Fertig montiert. Dargestellt werden Gang, Lufttemperatur und Öltemperatur. Die Öltemperatur benötigt einen speziellen Sensor.
Einen guten Sensor findet man bei z.B. KOSO ("schwarzer Stecker"). Er ist in vielen Gewindevarianten verfügbar, es gibt ein passendes Verlängerungskabel, er ist relativ preiswert und die Kennlinie ist bekannt (und in der Software hinterlegt).
Ein Video der verschiedenen Anzeigebildschirme. Je nach Bildschirm werden die Batteriespannung und die Öltemperatur nur eingeblendet wenn die Werte kritisch werden (einstellbar).
Details vom Aufbau. Signalkabel an der Hauptplatine.
Verbindungsdrähte auf dem Flex-Verbinder des Displays. Breite der Lötpads = 0.3mm, Abstandsraster = 0.5mm, nicht einfach zu löten ..
Die Einzelteile einer zerlegten Tankuhr (FZS1000, baugleich). Eine der Einzug-Gewindehülsen muss gekürzt werden.
Die Nadel mit Hilfe zweier kleiner Löffel abhebeln (rechts und links drunter ansetzen). Die 2 schwarzen Schrauben entfernen und die Scheibe abheben. Die Verklebung der Widerstände am Metallkäfig mit einer Klinge lösen, den Metallkäfig abziehen. Den Spulendraht ablöten. Den Gewindeeinsatz herausdrücken.
Das Display benötigt dort eine freie Höhe von 4.7mm. Die Gewindehülse muss passend abgeschliffen werden, eventuell auch der Plastikkörper.
Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge. Die Widerstände müssen nicht wieder angeklebt werden.
12V und Masse an die entsprechenden Kontakte/Schrauben anlegen. Einen bekannten Widerstand zwischen "Tankgeber" und "Masse" anlegen und den Zeiger an der passenden Position aufdrücken (siehe oben und auch hier).
Platinen- und Schaltungsupdate, aktuelle Bilder
Die neue Platine kann wahlweise mit OLED oder LCD bestückt werden. Das OLED passt ohne Änderungen in den Uhren-Ausschnitt:
Platine mit LCD-Display. Der Flex-Verbinder wird direkt auf der Platine angelötet.
Anzeigebildschirme LCD-Variante.
In einigen Layouts wird automatisch die Motortemperatur oder die Batteriespannung eingeblendet wenn sie ausserhalb
des normalen Bereichs liegen.
Oberen 10 Bilder: Normalzustand
Unteren 10 Bilder: Mit Übertemperatur.
Die Darstellungen in den Bildern 4, 5 und 6 werden umgeschaltet.
Die Verdrahtung.
Wesentliche Neuerung ist dass jetzt auch wahlweise ein Gang-Sensor unterstützt wird. Der Gang kann damit auch bei Stillstand
ermittelt werden.
Die Liste der möglichen Temperatursensoren wurde erweitert. Es werden auch PT100 und PT1000 Sensoren unterstützt,
weil es sie in praktischeren Bauformen gibt als NTC-Sensoren.
Die mögliche erreichbare Genauigkeit liegt allerdings nur im Bereich von ca +/- 3°.
Gangsensor und Beschaltung:
Platine für Gangsensor: