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Sparsame und saubere Autos

Moderne Autos sind zum Spritsparen verdammt. Ein guter Ansatz, das schont die Umwelt und senkt die eigenen Kosten für Sprit. Und alle paar Jahre wird durch regulatorische Vorgaben noch ein "Schüppchen" draufgelegt.

Start/Stopp Automatik

start_stopp
Eine dieser "neuen Erfindungen" ist die sog. Start-Stopp-Automatik. Sobald das Auto anhält und auskuppelt schaltet sich der Motor ab.

Als täglicher "Stau-Fahrer" macht man sich aber so seine Gedanken. Es kann irgendwie nicht richtig und gut sein den Motor dutzende Male für teilweise nur sehr wenige Sekunden abzuschalten.

Natürlich wurde eine Menge sinnvoller Logik eingebaut um z.B. die Funktion bei kalten Motor zu unterdrücken, oder wenn zuviele elektrische Verbaucher die Batterie belasten. Bleiben aber mehr als genug Situationen übrig in denen man sich an den Kopf fasst. Bei den Fahrzyklen für die Fahrzeugzulassung mag das ganz anders aussehen.

Designed for Start(?)

Die Autohersteller versichern dass die häufigen Starts im Motordesign berücksichtigt wurden. Einige notwendige Änderungen die mir dazu einfallen:
- Eine zyklusfeste Batterie der es nichts ausmacht extrem häufig belastet und nachgeladen zu werden.
- Ein Anlasser mit sehr hoher Lebensdauer.
- Motoren denen der ausbleibende Öldruck, die häufigen Temperaturschwankungen und der Start-Stress egal sind.
- Eine Elektrik die speziell fürs Starten optimiert wurde.

Wer nach der Diesel-Geschichte immer noch den Aussagen der Hersteller glaubt der ist ein treues Schaf und sollte besser nicht weiterlesen.

Ein bischen Logik zur Batterie. Wie ist es plötzlich möglich Batterien zu bauen die 50 mal mehr Start/Ladezyklen aushalten als bisher? Solche vermeintlichen Entwicklungssprünge sind doch sehr verdächtig..

VW ist so freundlich und bietet im Rahmen seines "Selbststudienprogramms" diverse PDFs zum Aufschlauen an. Die Nummer 426 mit dem Titel "Die Start-Stopp-Anlage 2009" ist für diesen Fall die richtige.
Besonders aufgefallen ist mir dabei der "Spannungsstabilisator" (Seite 28). Offensichtlich ein dicker Akku mit DC/DC-Wandler. Sowas teures baut man nicht ohne Not ein..


Nachgerechnet

Mal schnell und wohlwollend nachgerechnet: Das System soll ca. 10% Sprit sparen, also grob 0,6 Liter (pro 100 Km). Nach 7 Jahren und ca. 100TKm macht das 600 Liter, also ca 720 Euro mit aktuellen Spritpreisen.

Irritierend ist nur dass die Verbrauchsanzeige bei Stillstand (Motor läuft) einen Verbrauch von irgendwas um die 0,3 Liter/Stunde anzeigt. Demnach müsste ich pro 100 Km gute 2 Stunden still stehen!? Nie und nimmer!

Bei reiner, idealer Stadtfahrt wird das Ergebniss natürlich positiver aussehen. Mit einer angenommenen Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 Km/h benötige ich 4 Stunden für 100 Km und stehe 2 Stunden still herum. Macht eine Einsparung von 0,6 Liter, entsprechend 10%. Aha, das passt ja schon viel besser. Die paar Promille fürs Nachladen der Batterie kann man ignorieren. Aber wer fährt 100Km am Stück durch eine Stadt?

Realistischer und typischer (für mich) ist ein Mix aus Stadt- und Autobahnfahrt. Im Stop-n-Go auf der Autobahn stehe ich nur für wenige Sekunden. Üblicherweise werden 10 Sekunden als Untergrenze für einen ökonomischen Einsatz des Start/Stopp genannt. Die erreiche ich nur sehr selten.

Nun habe ich also ein System dass ein winziges Einsparpotenzial bezogen auf 4 .. 5 Jahre Nutzung hat. Völlig unbekannt sind dabei die Folgekosten wenn ich plane den Wagen 8 oder 10 Jahre zu fahren. Wenn dann nur die Batterie früher stirbt wird das ein Nullsummenspiel. Falls mehr in Mitleidenschaft gezogen wird zahle ich heftig drauf. Ich habe die Befürchtung dass dieses System nur Vorteile für die Verbrauchmessung bei der Zulassung bringt und mir langfristig Zusatzkosten verursacht. Zugegeben, eine defätistische Haltung in Zeiten in denen jede Kritik an ökologischen Zielen prinzipiell als falsch und nicht beachtenswert gilt..

Eine Umweltbetrachtung könnte man auch anstellen. Interessant zu wissen wäre das notwendige Energieäquivalent zur Herstellung z.B. eines Anlassers oder einer Batterie ..

Start Stopp Abschalter

Glücklicherweise gibt es einen Ausweg. Bei vielen Fahrzeugen existiert ein Taster mit dem man die Start-/Stopp-Mimik temporär abschalten kann. Bei unserem Tiguan ist es ein kleiner Taster in der Mittelkonsole. Im Bild der zweite von links, "OFF" mit dem "A" und dem Kringel.
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Ein kurzer Tastendruck, das Lämpchen leuchtet und die Automatik ist abgeschaltet.
Leider wird mit jedem neuen Start (Zündung Aus/An) der alte Zustand wiederhergestellt.

SSAA

Start Stopp Automatik Abschalter
Motiviert durch diesen Beitrag habe ich mich hingesetzt und eine kleine Elektronik aufgebaut die bei jedem Motor-Start diese Abschalttaste "drückt".
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Als Basis diente die Schaltung meiner Mini-Ganganzeige die ich nur leicht modifizieren musste, ein zusätzlicher Transistor und ein wenig Software. Zusätzlich gab es eine neue Platine.

Die Schaltung macht folgendes:
- Nach dem Motorstart 5 Sekunden abwarten bis alles "ruhig" ist.
- Den Abschalt-Taster elektronisch "drücken".
- Den Taster permanent überwachen ob er manuell gedrückt wurde. Der jeweils letzte Zustand wird beim nächsten Einschalten wiederhergestellt.

Das Start-Stopp-Automatik kann somit dauerhaft Ein- oder Ausgeschaltet werden.

Die Platine ist universell ausgelegt und kann, mit ein paar kleinen Modifikationen, auch solche Autos bedienen bei denen der Taster nach Masse schaltet.
Anschluss über 3 Kabel: +12V, Masse und "Taster".
Der Stromverbrauch beträgt wenige Milliampere, ein interner Spannungsregler stabilisiert und filtert die 3V Versorgung.

Benutzung

Im Normalfall wird der Taster automatisch nach jedem Einschalten einmal "betätigt". Die Elektronik merkt sich aber auch den Status wenn der Taster manuell betätigt wurde, d.h. wenn bewusst aktiviert, dann bleibt das auch nach dem nächsten Einschalten so. Man hat also weiterhin alle Optionen offen.

Als grobe Empfehlung würde ich die Start-Stopp-Automatik aktiviert lassen wenn "lange" Standzeiten zu erwarten sind, vielleicht 10 Sekunden oder länger und nicht häufiger als 1 mal pro Minute.

Einbau

Der Abschalt-Taster sitzt im unteren Bereich der Mittelkonsole.
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Um an die Kabel zu kommen muss man die Mittelkonsole ausbauen. Sie ist mit 2 Schrauben befestigt die man leicht erreicht wenn man die Schutztülle des Ganghebels anhebt.
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Das Tastenmodul hat einen Stecker auf der Rückseite. Den Verriegelungshebel umlegen und man hat den Stecker in der Hand.
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Wer mag kann den Stecker auch noch weiter zerlegen.
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Wichtig sind die folgenden Kabel (Tiguan!):
- braun: Masse
- gelb/schwarz: Zündungs Plus (12V)
- gelb/blau: Start/Stopp-Taster
An diese 3 Leitungen wird die Elektronik angeschlossen. Das Kabel ist erfreulich lang bemessen, man kann dort sehr bequem Anlöten.
Die Elektronik erhält zum Schutz noch in ein kleines Plastiktütchen oder Schrumpfschlauch und "baumelt" am Kabelbaum.

Und fertig :)

Andere Modelle

Solch eine Abschalt-Taste ist auch in vielen anderen Fahrzeugmarken eingebaut, nicht nur bei VW. Sie unterscheiden sich aber eventuell in der Logik. Bei manchen Modellen wird mit einem Tastendruck ein 12V Signal auf die Start/Stopp-Leitung gegeben, bei anderen Modellen wird die Leitung auf Masse gezogen. Selbst innerhalb der VW-Modelle ist das nicht einheitlich. Eine kleine Liste ist hier zu finden. Ansonsten kann man das auch leicht ausmessen.

Links und Tips

Wer selbst gerne bastelt ist bei Born-To-Bastel gut aufgehoben.

In diversen Foren (nicht nur VW) werden ebenfalls Bastelvorschläge vorgeschlagen.

Die Firma Stemei bietet ein fertiges Modul an.
Ebenso Söffker Elektronik oder KFZ-Modul. Vermutlich gibt es noch ein Dutzend weitere Anbieter.

Bei einigen Fahrzeugen kann man die Start/Stopp Automatik auch per (VCDS-)Codierung abschalten. Der Trick dabei ist die Parameter unter denen die Motorelektronik die Automatik überhaupt aktivieren darf auf unerreichbare Werte zu setzen. Also z.B. die Grenze für die Mindest-Wassertemperatur auf 150°C setzen oder die Mindest-Batteriespannung auf 16V oder ähnlich. In vielen Steuergeräten sind diese Parameter aber leider nicht zugänglich (ab MQB-Plattform?).